Diagnostische Kriterien der Glücksspielsucht

Die Diagnoseklassifikationssysteme der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das International Classification of Diseases (ICD-11) sowie das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5), welches von der der American Psychiatric Association (APA) herausgegeben wird, stellen heute die gängigsten Klassifikationssysteme für die Diagnose der Glücksspielsucht dar.

 

In der aktuellen digitalen Version der ICD-11, die im Januar 2022 in Kraft trat, wird das Pathologische Glücksspiel (6C50) neu in der Kategorie der Verhaltenssüchte eingeordnet. Anhand der u.g. Kriterien stellt z.B. eine Ärztin oder ein Arzt die Diagnose, ob eine Person krankhaft Glücksspiel betreibt.

6C50 Pathologisches Glücksspiel

Die Glücksspielstörung ist durch ein anhaltendes oder wiederkehrendes Glücksspielverhalten gekennzeichnet. Es kann online oder offline stattfinden. Es äussert sich durch folgende Merkmale:  
Die deutschsprachige Version wird in Kürze veröffentlicht.
Quelle: Weltgesundheitsorganisation (WHO) (2022). ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics (Version: 02/2022). https://icd.who.int/browse11/l-m/en

Störung durch Glücksspiel nach DSM-5

 A. Dauerhaftes und häufig auftretendes problematisches Glücksspielen führt nach Angaben der Person in klinisch bedeutsamer Weise zu Beeinträchtigungen oder Leiden, wobei mindestens vier der folgenden Kriterien innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten vorliegen:

  1. Notwendigkeit des Glücksspielens mit immer höheren Einsätzen, um eine gewünschte Erregung zu erreichen.
  2. Unruhe und Reizbarkeit beim Versuch, das Glücksspielen einzuschränken oder aufzugeben.
  3. Wiederholte erfolglose Versuche, das Glückspielen zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben.
  4. Starke gedankliche Eingenommenheit durch Glücksspielen (zum Beispiel starke Beschäftigung mit dem gedanklichem Nacherleben vergangener Spielerfahrungen, mit dem Verhindern oder Planen der nächsten Spielunternehmung oder mit dem Nachdenken über Wege, Geld zum Glücksspielen zu beschaffen).
  5. Häufiges Glücksspielen in belastendenden Gefühlszuständen (zum Beispiel bei Hilflosigkeit, Schuldgefühlen, Angst oder depressiver Stimmung).
  6. Rückkehr zum Glücksspielen am nächsten Tag, um Verluste auszugleichen (dem Verlust «hinterherjagen» [«Chasing»]).
  7. Belügen anderer, um das Ausmass der Verstrickung in das Glücksspielen zu vertuschen.
  8. Gefährdung oder Verlust einer wichtigen Beziehung, eines Arbeitsplatzes, von Ausbildungs- oder Aufstiegschancen aufgrund des Glücksspielens.
  9. Sich auf die finanzielle Unterstützung von anderen verlassen, um die durch das Glücksspielen verursachte finanzielle Notlage zu überwinden.

 

B. Das Glücksspielen kann nicht besser durch eine manische Episode erklärt werden.

 

Bestimme, ob:

Episodisch: Die diagnostischen Kriterien werden zu mehr als einem Zeitpunkt erfüllt, wobei die Symptome zwischen den Phasen der Störung durch Glücksspielen für zumindest einige Monate abklingen.

Andauernd: Es werden durchgängig Symptome erlebt, die die diagnostischen Kriterien dauerhaft über mehrere Jahre erfüllen.

 

Bestimme, ob:

Frühremittiert: Nachdem zuvor die Kriterien für eine Störung durch Glücksspielen vollständig erfüllt waren, wird seit mindestens drei, aber seit weniger als zwölf Monaten keines der Kriterien für eine Störung durch Glücksspielen erfüllt.

 

Anhaltend remittiert: Nachdem zuvor die Kriterien für eine Störung durch Glücksspielen vollständig erfüllt waren, wird zu keinem Zeitpunkt der letzten zwölf Monate oder länger eines der Kriterien für eine Störung durch Glücksspielen erfüllt.

 

Bestimme den aktuellen Schweregrad:

Leicht: 4 bis 5 Symptomkriterien sind erfüllt.
Mittel: 6 bis 7 Symptomkriterien sind erfüllt.

Schwer: 8 bis 9 Symptomkriterien sind erfüllt.

 

 

Falkai, P., & Wittchen, H. O. (2015). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychiatrischer Störungen DSM-5. Göttingen, Hogrefe.