Spielsucht

Was ist Spielsucht?

Von Glücksspielsucht oder Spielsucht spricht man, wenn das Glücksspielverhalten von den Betroffenen selber nicht mehr kontrolliert werden kann. Das Spielen («Zocken») wird zum alles beherrschenden Drang, zum Lebensmittelpunkt. Die Gedanken kreisen unablässig um das Glücksspiel: die nächste Spielgelegenheit, den nächsten möglichen (grossen) Gewinn, das Beschaffen von Geld für das weitere Spiel, das Vertuschen der erlittenen Verluste etc.

 

Das exzessive (pathologische) Glücksspiel gilt im medizinischen Sinn als Krankheit. Entsprechend gibt es medizinische Kriterien, die für die Diagnose «Glücksspielsucht» (Abhängigkeitserkrankung) erfüllt sein müssen. Die Diagnosestellung erfolgt ausschliesslich durch ärztliche Fachpersonen.

Spielsucht entsteht nicht über Nacht

Das Suchtverhalten entwickelt sich prozesshaft, ähnlich der Suchtentwicklung bei psychoaktiven Substanzen (Alkohol, Tabak, illegale Drogen). Dieser Prozess umfasst typischerweise drei Phasen:

 

Die Gewinnphase

Eine anfängliche positive Gewinnerfahrung («big win») in Verbindung mit Euphorie und Spannung können Auslöser einer steigenden Glücksspielaktivität sein. Belastende Lebensereignisse z.B. Trennungen, Anforderungen und Stress im Job können ebenfalls zu einer episodischen Steigerung des Spielens führen.

 

Die Verlustphase

Es kommt zu häufigem Spielen mit unrealistischen Erwartungen z.B., um die finanziellen Verluste auszugleichen. Die Verschuldung nimmt zu, die ganze Familie ist betroffen. Es wird weitergespielt trotz Verluste und Schulden. Das Spiel wird zum Zwang und bereitet keine Freude mehr.

 

Die Verzweiflungsphase

Mit fortschreitendem Glücksspiel kommt es zur zunehmenden Vernachlässigung anderer Aufgaben und sozialer Ausgrenzung. Entzugserscheinungen, wie z.B. Nervosität oder Reizbarkeit treten auf. Schuld- und Schamgefühle fördern die weitere Suchtentwicklung. Das Spielverhalten führt zu erheblichem Leidensdruck und beeinflusst das gesamte Umfeld der Person.

Ursachen einer Glücksspielsucht

Bei der Entstehung einer Glücksspielsucht treten mehrere Faktoren auf, die sich wechselseitig beeinflussen können. Dabei spielen neurobiologische Prozesse z.B. die Konditionierung des Belohnungszentrums im Gehirn und persönliche Risikofaktoren, wie z.B. eine gestörte Impulskontrolle, ein geringes Selbstwertgefühl, familiäre und berufliche Konflikte oder kritische Lebensereignisse eine Rolle.

Erst der Verlust der familiären Unterstützung, die akute Existenzbedrohung und die Ausweglosigkeit führen dazu, dass eine Person Hilfe annimmt oder ihr Verhalten ändert. Auch Angehörige sind mitbetroffen und spüren die finanziellen Auswirkungen und Existenzängste unmittelbar.

Glücksspiel – Was passiert im Kopf?

Das Glücksspiel aktiviert unser Belohnungssystem im Gehirn, indem es mit Sofortbelohnungen und Reizen schafft, auf die unser Gehirn sofort reagiert. Beim Gewinn wird dort vermehrt der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. Dopamin leitet die Signale zwischen Nervenzellen in unserem Gehirn weiter und steuert z.B. körperliche und geistige Bewegungen, Wohlbefinden und Vergnügen. Die erlebten starken, positiven Gefühle (Glücksgefühle) wecken bei Spielenden den Wunsch nach Wiederholung. Diese positive Erfahrung in Verbindung mit dem Glücksspiel wird gelernt abgespeichert. Tritt der Reiz wieder auf, fängt die spielende Person automatisch mit dem Spiel wieder an. Das Glücksgefühl tritt auch bei «Fast-Gewinnen» auf, wenn das Spielereignis dem tatsächlichen Gewinn ähnelt, obwohl man verloren hat. Hinzu kommen emotionale Bilder, reisserische Titel (Klickbacks) oder Töne, die zum Spiel verleiten und das Belohnungssystem zusätzlich anregen. Das Dopaminsystem wird durch die Wiederholung der Situationen dauerhaft beeinflusst. Das Ausbleiben der Belohnung oder dem Glücksgefühl löst Stress aus.

Woran erkennt man ein problematisches Spielverhalten?

Das frühzeitige Wahrnehmen von Signalen z.B. durch Bezugspersonen von Betroffenen (Familienangehörige, Kollegen und Kolleginnen, Vorgesetzte) bietet die Chance, entsprechend rechtzeitig Unterstützung und Hilfe zu holen. Folgendes sind typische Früherkennungsmerkmale: Die betroffene Person

 

  • spielt häufiger und mit höheren Einsätzen als in der Vergangenheit
  • spielt, um vorangegangene Verluste wieder auszugleichen
  • leiht sich Geld von Angehörigen oder Freunden, um spielen zu können
  • verliert zusehendes die Kontrolle über das Glücksspiel (kann gesetzte Einsatzlimiten nicht einhalten, spielt immer häufiger und länger)
  • spielt weiter, trotz Problemen mit Familie, Freunden oder am Arbeitsplatz